Eine Podcast-Folge mit einem motivierten Interviewgast und guter Moderation. Der Moderator führt souverän durch die gesamte Produktion. Der kommunikative Gast spricht mit großer Begeisterung im Interview über seine Arbeit und Tätigkeiten. Durch die präzise gestellten Fragen des Moderators erhalten die Hörer*innen detaillierte Antworten.
Podcast-Folge #1
Mit Wortspiel der Krise trotzen
Buchmessen sind Begegnungsstätten für Lesepublikum, Autor:innen und Büchermachende zugleich. Nur hier erfahren engagierte, nichtetablierte Autor*innen und Verlage so viel Sichtbarkeit und Interesse.
„Ohne KUNSt und Kultur wird‘s still“: Ein Claim, ein Slogan – eine Botschaft seit März 2020. Künstler:innen jeglicher Art hatten in den letzten Monaten wenig Möglichkeiten, ihr Publikum zu erreichen, geschweige denn vor ihm aufzutreten.
Dass die Leipziger Buchmesse 2022 zum dritten Mal in Folge abgesagt wurde, ist besonders für Verlage und ihre Autoren:innen ein schwerer Schlag.
Was Euch erwartet
Für unser heutiges „Deep Dive“ – Interview haben wir das Paderborner Urgestein Karsten Strack eingeladen.
„Der Lockdown im Frühjahr 2020 hat meinen Verlag an die Grenzen seiner Liquidität gebracht.“
Der Verlagsgründer und Geschäftsführer der Lektora GmbH veröffentlicht seit 2003 mit großer Begeisterung Bücher von Autor:innen aus der Poetry-Slam-Szene. Gemeinsam mit seinem jungen, engagierten Team sorgt er dafür, dass gute und inspirierende Bühnenliteratur auch den Weg zum Lesepublikum findet.
Mittlerweile ist die Lektora GmbH der weltweit größte Verlag, der sich der Poetry-Slam-Szene verschrieben hat und diese Nische besetzt. 2023 erhielt Lektora den Deutschen Verlagspreis.
Als Kulturnadelträger der Stadt Paderborn und mit über 20 Jahren Branchenexpertise pflegt Karsten Strack nicht nur als Verleger, sondern auch als Veranstalter und Workshop-Dozent intensive Kontakte in der nordrhein-westfälischen Literaturszene.
Wie der Unternehmer Trends der Branche wahrnimmt und welche Ziele und Aussichten er noch hat, hören Sie im Podcast!
Darum solltest du reinhören
Du erfährst…
- …wie Unternehmer aus Krisen Erfolge machen
- …wieso USP bei einer Nischenstrategie wichtig sind
- …weshalb Erfolgsgeschichten auch Achterbahnfahrten gleichen
- …warum Netzwerke wichtig sind, um zu wachsen
Kapitel
Im Podcast werden diese Themen rund um das Verlagswesen behandelt:
- ab 00:00 | Vorstellung und Einführung ins Thema
- ab 05:28 | Die Anfänge
- ab 09:25 | Geschäftsmodell & Alleinstellungsmerkmal
- ab 25:12 | Ausblick in die Zukunft
Veröffentlichung: 12.08.2022
Länge: 31:17 Minuten
Zielgruppe: Gründer, Manager, Unternehmer, Selbstständige
Reinhören lohnt sich
Lerne von den Besten: In unseren „Deep Dive” – Interviews kommen jene Unternehmer:Innen zu Wort, von denen man sich eine Scheibe abschneiden könnte! Sie lassen dich hinter ihre Kulissen blicken und nehmen dich mit auf eine Reise zu Strategie, Entstehung und Entwicklung ihrer Firmen.
Als Unternehmensberater spricht Dennis Kahl mit Unternehmern, die eine Vision haben und diese umsetzen. In seinem Podcast Unternehmer Impulse befragt er Vordenker und Macher, Hoffnungsträger und Idealisten.
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Die Episode zum Nachlesen
Transkription der Folge
Transkription
Mit Wortspiel der Krise trotzen – Karsten Strack vom Lektora Verlag im Interview
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Mein heutiger Gast ist Karsten Strack. Und wenn man so möchte, so etwas wie ein wahrer Tausendsassa auf vielen Bühnen. Er ist nämlich Kulturveranstalter, Moderator oder auch Workshop Dozent an diversen Schulen, In erster Linie ist Karsten Strack aber Geschäftsführer des Paderborner Lektora Verlages. Ein Verlag, der sich auf die Veröffentlichung von Büchern von Autoren und Autorinnen aus der Poetry Slam und Lesebühnenszene spezialisiert hat. Herzlich willkommen und Hallo Karsten!
Karsten Strack (Lektora Verlag): Grüße dich Dennis. Schön, dass ich hier sein darf.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Du bist ja jetzt seit zwei Jahren noch zusätzlich der künstlerische Leiter des Literaturbüros Ostwestfalen-Lippe und begleitest da ja auch in deiner Funktion aktiv verschiedene neue Formate – zum Beispiel auch in Kooperation mit dem LWL. Und jetzt meine Frage so an dich, woher nimmst du eigentlich diese ganze Energie. Ich meine, wenn man sich mal so deine Vita anschaut, was du so alles überhaupt machst.
Karsten Strack (Lektora Verlag): Es war bei mir schon immer so, dass begann eigentlich schon bevor ich in die Schule gekommen bin. Ich habe richtig Lust gehabt zu arbeiten aber nur: Wenn ich Spaß an den Dingen hatte. Also wenn da so Sachen waren, auf die ich überhaupt keinen Spaß hatte, habe auch keine Lust gehabt zu arbeiten. So, das heißt, meine Mutter hat relativ früh gemerkt, dass so dieses Ding mit dem Aufräumen – mit dem Zimmer aufräumen – nicht so mein Favorit Bereich war. Das geht aber ja vielen so. Da bin ich ja keine Ausnahme. Aber wenn es jetzt z.B. darum ging, irgendwie Wäsche in Keller zu bringen oder so was, na so irgendwelche Dinge von A nach B zu rücken, das fand ich wieder super. Das zeigte sich auch an meinen Zeugnissen sehr deutlich, welche Fächer mir Spaß gemacht haben und welche nicht. Also ganz normal Move. Und ich habe das dann irgendwann auch in meine Job-Situation übertragen dürfen. Ich habe das unglaubliche Glück, dass ich mich zu 80 % während meiner Arbeitszeit mit Dingen befassen, für die ich komplett brenne. Diese anderen 15 % sind Sachen, für die ich nicht brenne. 10 % davon sind aber mittlerweile bei mir routiniert. Und dann sind die okay. Und 5 % sind halt Blöd. Aber ich finde, das ist ein gutes Verhältnis.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Das ist ein absolut cooles Verhältnis. Definitiv, keine Frage! Klingt dann jetzt aber auch für mich so nach Beruf kommt von Berufung.
Karsten Strack (Lektora Verlag): Total. Also diese Geschichte, mich mit Kultur zu befassen, das habe ich schon immer gehabt. Ich habe schon immer einen großen, …großes Fable dafür gehabt, Musik zu machen, Musik zu rezipieren, Literatur selbst zu machen, aber auch Literatur zu rezipieren. Das ging bei mir immer so einher. Ich hab‘ tatsächlich neben der Rezeption auch immer als Produzent agiert, das war eine Sache. Und bei vielen Leuten ist es dann eher so, die gehen dann in so ‘ne künstlerische Richtung und sind dann Kunstproduzenten. Und da bleiben sie auch bei. Und ich habe aber relativ schnell gemerkt, dass ich mich auf dieser anderen Seite des Tisches, und zwar die organisatorische Begleitung von Kunst, so dieses kuratorische Moment, dass das für mich genauso spannend war, wie die eigene Kunstausübung. Also, ich bin jetzt kein verhinderter, oder kein… Ich trauere jetzt dem nicht nach, dass ich selbst kein total erfolgreicher Schriftsteller bin oder so. Das ist mir total egal, ehrlich gesagt, also das sage ich ganz ehrlich. Also ein bekannter Schriftsteller zu sein, ist bestimmt ganz cool. Aber ehrlich gesagt, interessiert es mich eigentlich mehr – das meine ich ganz ehrlich – ein guter Organisator von Kultur zu sein. Das ist für mich spannender, als tatsächlich diesen Fokus auf die reine Kunstproduktion zu legen.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Ja. Ich meine in der Form bist du ja auch schon einmal ausgezeichnet worden von der Stadt Paderborn.
Karsten Strack (Lektora Verlag): Ja, das war die Kulturnadel, es hat mich unfassbar gefreut. Ich habe 2012 die Kulturnadel der Stadt Paderborn bekommen. Das habe ich gemeinsam mit einer anderen Person bekommen. In jedem Jahr sind das ein bis drei Leute, die diese Auszeichnung bekommen. Und es war tatsächlich so, dass ich deswegen so froh darüber war und auch ein bisschen stolz, weil man mir das nicht gegeben hat für so meine allgemeinen Verdienste im Kulturbereich in Paderborn, sondern es denen wichtig war herauszustellen, dass es für Deine Dienste in der Jugendliteratur und Poetry Slam Bereich ist. Und das fand ich daran besonders spannend, weil ich glaube, ich in der Szene der erste Mensch war – also die erste Person im deutschsprachigen Raum – die für ihre Verdienste im Poetry Slam irgendwie eine Auszeichnung bekommen hat. Also, es lässt sich jetzt nicht verifizieren, was ich sage. Nach meiner Recherche, nach meinem Kenntnisstand, war ich zu mindestens einer der ersten – vielleicht der erste.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Ach, Mit Sicherheit mit einer der ersten. Definitiv! Weil du hast ja auch quasi zur passenden Zeit den passenden Riecher gehabt; das ist ja auch so mein Aufhänger für meine Interviewanfrage gewesen. Und dabei interessieren mich ja auch die intrinsischen Beweggründe. Wie kommt man denn eigentlich dazu – in diesem Zusammenhang – einen Verlag zu gründen?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Ach, diese Verlagsgründung, die lag irgendwo auf der Hand. Aber gar nicht in dem Sinne damals, wie sich das bis heute dann entwickelt hat, sondern den ersten Verlag habe ich mit zwei anderen Leuten gemeinsam begründet, mit der klaren Fokussierung darauf, dort unsere eigenen Publikationen zu veröffentlichen. Wir hatten jetzt keine Lust, uns damit auseinanderzusetzen, uns Verlage zu suchen, Absagen zu kassieren oder sonstiges. Sondern wir haben gesagt, wir haben eine ehrlich ganz gute Kombi. Der eine war Druckerei-Techniker, studierter, der andere studierte BWL mit Schwerpunkt Multimedia Marketing. Und ich war halt der Geisteswissenschaftler, der halt im Literaturbereich unterwegs war. Und dann haben wir damals unseren ersten kleinen Verlag gegründet und haben von einem meiner beiden Kollegen dann einen Erzählband publiziert mit der ganz klaren Zielsetzung, eine vierhunderter Auflage möglichst ordentlich zu verkaufen. Also das war vollkommen Liebhaberei. Also überhaupt nicht irgendwo getrieben von der Idee, das wird mal ‘nen Business, das war es gar nicht. Dann haben wir dieses Buch in der vierhundert Auflage auch korrekt verkauft. Ich denke, wir haben relativ schnell verkauft. So bei ein Paar Lesung und im Freundes- und Bekanntenkreis und so was. Aber im Buchhandel ging das natürlich nicht groß. Und dann ist aber während einer dieser Lesungen eine Autorin auf uns zugekommen, die uns ein Manuskript angeboten hat. Und das Manuskript hat uns so gut gefallen, dass wir das veröffentlicht haben. Und das ist dann explodiert dieses Manuskript. Als das dann auf dem Markt war – für einen kleinen Verlag – explodiert. Das heißt, dort haben sich relativ schnell vierstellige Zahlen ergeben und plötzlich standen wir da und haben gedacht, was machen wir jetzt damit? Und dann haben die andern beiden gesagt: komm’, du bist doch hier der Literaturwissenschaftler, du leitest den Verlag jetzt. Und ich hab‘ gesagt: Ja! So einfach war das.
Das war der Vorgänger Verlag zu dem Verlag, den ich jetzt noch habe. Im Endeffekt hat sich das dann immer mehr so als Spielwiese und tatsächlich ja so Selbst-Schulungseinrichtung herausgestellt. Ich habe unglaublich viele Fehler gemacht, wirklich unfassbar viele Fehler gemacht, Also wirtschaftliche Fehler, unglaublich. Aber das war nicht schlimm, weil dieser Verlag nicht den Anspruch hatte, mein Leben zu finanzieren. Dieser Verlag war immer noch ausprobieren und Liebhaberei. Ich habe den dann nach mehr als 10 Jahren irgendwann mal geschlossen, weil ich den andern schon hatte. Und der andere sich tatsächlich in eine ganz andere Richtung…und auch das Business dieses, ja dieses kombinierte Business – da sprechen wir vielleicht gleich auch noch drüber. Also unser Verlag ist ja nicht nur durch seine Verlagstätigkeiten irgendwie tätig, sondern auch noch in anderer Hinsicht. Und da hatte sich… da war das Greifbarer, wie andere – viel erheblich greifbarer -, weil es auch im Prinzip etwas war – nicht im Prinzip -, sondern weil das eben meine Einnahmen bestimmt hat und dann habe ich den irgendwann zugemacht, weil dort ein zu hoher Aufwand organisatorisch war. Es war einfach… Du musstest auch Buchführung immer machen und all diese ganzen Dinge. Und da habe ich gedacht, diese Kapazitäten – ich habe jetzt genug gelernt und ich habe es auch genug Geld versenkt von meinem Eigenen. Da kann ich jetzt auch mal aufhören mit. Für mich war es die beste Ausbildung für das, was ich im Verlagsbereich heute tue, definitive – das einfach selbst zu machen und Fehler zu machen.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Jetzt hast du ja den Lektora Verlag und da großes Thema – du hattest es ja auch schon angesprochen – ist Poetry Slam. In dem Bereich bewegst du dich ja im Verlagswesen eher in einer eindeutigen Nische. Was für Vorteile kann das aus deiner Sicht einem Verlag in dem Moment überhaupt bieten?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Also, das bietet natürlich eine Menge Vorteile Wir befinden uns in einer Nische, in einer wirklich deutlichen Nische. Denn, man verbindet Poetry Slam ja in erster Linie mit Live-Literatur, mit Bühnenliteratur und nicht mit der Produktion von Büchern. Man kann sich wahrscheinlich noch vorstellen okay, man kann Hörbücher produzieren mit diesen Menschen ganz gut. Man kann auch vielleicht Videos produzieren. Aber das ist das Faszinierende: Tatsächlich wollen auch diese Menschen, die dann etwas kaufen möchten, ein Produkt von einer Poetry Slammerin oder einem Poetry Slammer. Die möchten in erster Linie Bücher kaufen. Das klingt merkwürdig, weil es hier ein krasser medialer Transfer ist. Du kommst von dieser Livesituation, wo Du die Menschen in vollem Umfang siehst. Du hörst, du siehst Mimik und geistig. Du hast ‘nen Stimmdynamik, die Du so mitbekommst, Stimmfärbungen alles. Dann meint man ja, dann produzierst mit diesen Leuten irgendetwas wohl wenigstens die Stimme zu hören ist ‘ne Funktioniert bei uns genauso wie in der allgemeinen Verlagsbranche. Hörbücher verkaufen sich erheblich schlechter als das gedruckte Buch. Es gibt einige wenige Hörbuchreihe wo die Hörbücher an die Verkaufszahlen der Bücher rankommen, also auch von diesen ganz bekannten Büchern. Denn – und das ist eine ganz erstaunliche Geschichte -, auch heute im Jahr 2022, ist der Kulturwert des Buches nahezu ungebrochen.
Wenn Du losgehst und möchtest einer Person Literarisches zum Geburtstag schenken: Es sind nur sehr wenige Menschen, die schenken ein E-Book – nur sehr wenige Menschen. Also, das E-Book wird nicht verschenkt, tatsächlich nicht, es wird auch nicht ein Video verschenkt von dem Auftritt einer solchen Person. Sondern in 90 % der Fälle wird das Buch verschenkt. Das ist eine Sache, die uns auch total gewundert hat. Wir mussten uns ja irgendwann mal die Frage stellen: bearbeiten wir die Texte eigentlich? Damit sie in Anführungsstrichen lesbarer sind oder lassen wir die in den Bühnenversionen. Und wir haben uns dann sehr schnell dazu entschieden, dass wir – sofern die Autor*innen diese Bücher nicht selbst umschreiben wollen – diese Texte nackt in ihrer Bühnenfassung belassen. Das klingt jetzt auch erstmal so: Okay, dann ihr aber verkauft ihr bestimmt nicht so viel. Denn mitunter sind es ja halt eben Livetexte. Die müsste man eigentlich mit einer Regieanweisung versehen – oder wie auch immer. Aber das unterbricht den Lesefluss. Das interessiert die Leute nicht so. Denn die, die diese Bücher kaufen, die interessieren sich ja für diese Personen häufig. So, das heißt, sie wissen wie die sprechen. Die wissen, was für Gestiken und Mimiken die machen. Die wissen auch, wie die aussehen. So, das lesen die mit in dem Moment, wo die das Buch vor sich haben und diese Texte lesen.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Okay. Das Konzept scheint ja Erfolg zu haben, denn ihr seid ja mit dem Lektora Verlag der weltweit größte Verlag oder?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Ja, das klingt immer für mich unglaublich geil. Ich liebe das! Man muss dabei wissen, dass wir ein sehr kleines Unternehmen sind. Also tatsächlich Stand jetzt genau, Stand jetzt gibt es ein Geschäftsführer, ein geschäftsführender Gesellschafter, das bin ich. Es gibt einen weiteren Teilhaber, der eine Minderheitenbeteiligung hat. Also ich darf alles alleine entscheiden. Es gibt aber jemanden, mit dem ich sehr befreundet bin, dessen Rat ich sehr zu schätzen weiß und der das ganze Projekt im Rahmen seiner – wie ich finde – sehr geringen Zeit, die er zur Verfügung hat dafür, sehr, sehr unterstützt und auch sehr, sehr mitprägt. Und dann habe ich eine Festangestellte Mitarbeiterin dann zwei Mitarbeiterinnen, die freie Mitarbeiterinnen sind, aber zum erklecklichen Anteil ihres Income bei uns machen. Und dann gibt es noch ein Arsenal von 12 bis 20 freien Mitarbeitenden, die für uns immer mal wieder ein Auftrag machen. Das ist jetzt kein großes Unternehmen, das ist sehr weit von einer Börsendotierung entfernt, sehr, sehr weit. Diese Überlegung gibt es nicht. Und die werden noch höchst aller Wahrscheinlichkeit niemals erreicht werden. Also das heißt, wir sind ein kleines Unternehmen. Und jetzt kommt leider die bittere Erkenntnis: nur vom Büchermachen könnte dieses Mini Unternehmen nicht im Ansatz existieren! Das ist eine bittere Erkenntnis, die aber eigentlich überhaupt nicht bitter ist.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Aber ihr seid ja erst einmal im Gesamtkonzept kostendeckend – wollen wir es so mal zum Ausdruck bringen?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Und noch mehr! Wir sind ja in einem Podcast, der sehr stark in dem Bereich Unternehmer Podcast geht, und das ist jetzt genau der entscheidende Knackpunkt: Die Basis von allem ist unsere Verlagsarbeit. Denn die Verlagsarbeit ist unser Gütesiegel, unser totales Gütesiegel – weil die Verlagsarbeit unglaublich viele Bereiche von Unternehmertum abbildet. Verlagsarbeit wir müssen produzieren wir produzieren Waren. Das heißt, wir haben diesen ganzen Produktionsprozess. Dann haben wir den kompletten Vertriebsprozess – wie jedes Unternehmen – und wir haben noch eine weitere Komponente, die nicht jedes Unternehmen hat: wir arbeiten nicht nur mit Materialien, sondern wir arbeiten mit Menschen – und zwar ganz stark mit Menschen – und mit geistigem Eigentum. So, und das ist tatsächlich so. Dass das Verlagswesen eine angesehene Branche ist! Insbesondere das Buchverlagswesen ist eine angesehene Branche. Tatsächlich! Und das merken wir. Wir merken, dass das für uns auch so seriöses Branding ist, denn ihr seid ja der Verlag. Und Verlag, das sind Leute, die kümmern sich um geistiges Eigentum und das geht’s um Kultur und das ist gut. Also sprich, um auf Zahlen nochmal zu kommen: Es ist sogar gar nicht schlimm, wenn die Verlagssparte ein kleines Minus einfährt. Das ist für unser Gesamtunternehmen überhaupt nicht schlimm. Das ist sogar einkalkuliert, in dem einen oder anderen Jahr.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Ja gut, nichts desto trotz! Ich meine, du hast ja auch unheimliche Szenengrößen in deinem Verlagsprogramm. Ich habe mich dann ja mal mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich selbst war ja zum Beispiel damals mal bei einem Bielefelder Poetry Slam Anfang der 2000er irgendwann. Und da gab es zum Beispiel einen, den fand ich unheimlich Klasse: Jan Phillip Zymny. Und wenn man dann so schaut, dann merkt mal erst einmal, okay der ist ja bei dir auch im Verlagsprogramm drin – aber auch von Anfang an, bis heute noch! Oder Sebastian 23 kennt man vielleicht auch Mittlerweile aus dem Fernsehen oder Rundfunk. Oder das Buch „Ein Kanacke sieht rot“ ist auch unter Umständen vielen, vielen bekannt. Also da sind ja schon unglaubliche Szenengrößen bei dir im Verlagsprogramm drin, das kann man nicht anders behaupten.
Karsten Strack (Lektora Verlag): Ja, das ist auch gigantisch. Das überrascht mich total. Das sind ja Personen, die auch außerhalb von Poetry Slam mittlerweile bekannt sind. Also z.B. Sebastian 23, der ist gefühlt mindestens einmal im Monat auf irgendeinem irgendein Fernsehshow oder in irgendwo oder so was. Jan Philipp Zymny ist einer, der ganz jungen Literatur Rezipient*innen. Also, der spielt teilweise vor einem ganzen Haufen Vierzehnjähriger und ist ein totaler Popstar, was wirklich irre ist. Und ich bin sehr stolz. Oder auch Suleiman Masomi, den du eben angesprochen hast mit seiner Publikation: Ein Kanacke sieht rot. Ich bin ich bin ein enorm stolz darauf tatsächlich, dass diese Person uns auch das Vertrauen schenken. Man muss dazu sagen, völlig erstaunlich Z.B. Bei Jan Philipp Zymny, der sicherlich auch andere Angebote vorliegen hat, der hat bisher jede Produktion bei uns gemacht und ich habe das mal gezählt, es sind mittlerweile wirklich sieben Produktionen und – mit seinen DVDs sogar noch mehr, also da muss ich tatsächlich sagen, das finde ich klasse. Ich glaube auch, dass der Philipp irgendwann mal woanders im Buch machen wird. Also, das ist aber völlig okay für uns. Ich überlege, dass wir die Möglichkeit haben, gerade in der Frühphase mit Menschen zusammenzuarbeiten, die dann später sehr bekannt werden, wofür dann natürlich auch wir profitieren, selbst wenn deren Bücher vielleicht irgendwann mal nicht mehr nur noch bei uns erscheinen. Aber wir profitieren dann für unseren Beck-Katalog natürlich, und das ist allerdings auch alles nicht erfolgsgetrieben. Also, diese Freude darüber, also natürlich ist es toll, wenn der Jan Phillip ein neues Buch hat. Dann gibts ‘ne Bestellaktion wo Jan Philipp signiert, da haben wir alle unfassbar viel Spaß.
Jan Phillip hat viel Spaß. Wir haben viel Spaß. Und unser Konto hat auch viel Spaß, das ist total klasse, das ist total super. Dann werden in den ersten drei Verkaufsmonaten tausend Bücher verkauft. Das ist für einen Verlag, für uns ist es viel, also mindestens tausend Bücher – mal auch mehr. Das ist für uns ganz toll, aber es geht um die ganz andere Komponente. Ich würde das Ganze, glaube ich, gar nicht machen, wenn ich nicht ein unglaubliches Interesse an solchen faszinierenden Menschen hätte.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Jetzt hast du ja das Thema Menschen angesprochen und ich bin dann damit für mich gedanklich – gerade im Bereich Poetry Slam – bei dem Aspekt Bühnenperformance. Und jetzt haben wir natürlich auch leider dieses Jahr wieder eine Absage der Leipziger Büchermesse gehabt. Wie schwer trifft das überhaupt einen Verlag in Eurer Größenordnung – oder überhaupt einen Verlag. Wie würdest du das sehen?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Das ist krass, also für uns als kleinere Verlage, die aber einen sehr, sehr guten Zugang zum Endpublikum haben auf Messen durch Lesung.
Es ist Vollkatastrophe, weil die Leipziger Buchmesse prädestiniert ist für einen Verlag wie uns. Wir haben dort für relativ kleines Geld die Möglichkeit, ein paar Lesungen auf dem Messegelände zu organisieren und auch außerhalb der Messe im Abendbereich. Und zu uns kommen die Leute. Wenn bei uns auf der Leseinsel der jungen Verlage in Halle 5 der Leipziger Buchmesse, wenn dort eine unserer Poetry Slammer*innen auftritt, dann füllt sich dieses Areal in Minutenschnelle. Wenn dieser halbstündige Slot läuft, haben spätestens 5 Min Maximalbesetzung. Da stehen dann so dreihundertfünfzig Leute und höre zu so, das bedeutet für uns im ersten Schritt, wenn ein Jan Philipp Zymny dort z.B. liest, dann verkaufen wir knapp hundert Bücher direkt nach der Show. Und die Signierstunde dauert 3 h. So, das heißt, das ist eine unglaubliche Möglichkeit für uns, in Kontakt mit den Leuten zu kommen. Das ist etwas, was unschätzbar… von unschätzbarem Wert ist. So, die nächste Geschichte ist: die Leipziger Buchmesse ist eine Buchmesse, die eben nicht so international ist, wie die Buchmesse in Frankfurt. Die Buchmesse in Frankfurt ist für ein Verlag wie uns relativ unbedeutend, weswegen sind wir seit paar Jahren auch nicht da. Warum, es gibt dort keine günstigen Lesemöglichkeiten vor Ort. Man muss teuer die einzelnen Slots buchen, das rechnet sich überhaupt nicht dann für uns. Und wir kommen deswegen auch gar nicht so mit dem Endpublikum in Kontakt. in Leipzig ist es was anderes mit dem Endpublikum. Aber in Leipzig interessieren sich auch viel mehr Podcaster, Medien aller Art interessieren sich für Poetry Slam. Das ist dort total en vogue und deswegen ist das für uns auf jeden Fall immer ein totales geniales Staatsignal für ein Endgültige Durchstarten des Frühjahrsprogramms.
das ist einfach total klasse und wir haben so viel Hoffnung darauf gesetzt, dass wir nach zwei Jahren Pause tatsächlich dann mal wieder losgelassen werden. weil unabhängig von diesen wirtschaftlichen Geschichten ist einfach diese Messe…. einfach eine unglaublich schöne Zeit. also wir genießen das sehr. Wenn wir da sind; mit unseren Leuten da zu sein. Mit anderen Verlagen. Sich auszutauschen abends zu feiern das ist schon eine enorm geniale Geschichte und das fehlt sowohl also diese Leipziger Buchmesse fehlt sowohl als absoluter Treiber von Verkaufszahlen wie aber auch als absoluter Treiber für Motivation.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Könntest du denn dann jetzt sagen, dass Poetry Slam noch eine Subkultur ist oder schon in der breiten Masse angekommen ist?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Also, Subkultur seh‘ ich’s nicht mehr. Und hey, Leute, lasst uns damit abfinden. Wir werden auf einer Ebene wahrgenommen, wie na ja, mittelmäßig bekannte Rockbands, wie Netflix Serien, wie Z.B. Partyevents – so etwas – und dann müssen wir jetzt sehen wie wir mit denen konkurrieren. Aber wir wollen ja auch ganz gerne mehr als die dreiundvierzig Leute im Jugendzentrum haben. Wenn man wir dann halt nicht mehr vierhundert oder fünfhundert Leute haben, sondern hundert oder Hundertzwanzig, dann müssen wir – wenn das unser Businessmodell ist, – unsere Businessmodelle umstricken; müssen wir gucken, dass wir vielleicht ein bisschen mehr Fördergeldern holen oder wie auch immer. Performance-Literatur hat wirklich eine Initialzündung gesetzt. Wenn ich mir angucke, was an den Schulen los ist, wo ich Workshops gebe – und so teilweise was da entsteht -, wie Kids da wieder sich trauen zu reden und so, das ist schon Poetry Slam weit davon entfernt tot zu sein.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Du hattest jetzt ja das Thema Netflix angesprochen. Und Netflix verbinde ich unter Umständen auch mit der Pandemie, die ja jetzt vor über zwei Jahren gewesen ist. Wie habt Ihr das so als Verlag gesehen? Ich meine, es gab ja Branchen, die waren dadurch aufsteigend; die Leute haben sich verstärkt Sachen nach Hause bestellt. Habt ihr mehr Bücherbestellungen gehabt zum Beispiel?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Nee! Warum? Ich kann das ganz deutlich sagen. bei uns liegt es daran, dass wir Live-Literatur verkaufen. So, live-literatur fand nicht mehr statt. Und wenn Live-Literatur nicht mehr stattfindet, dann bist du sozusagen aus dieser Nummer raus und kannst nur noch sagen ja, dann hoffen wir mal, dass die Leute dich unterstützen wollen. Und ja, unser Verkauf ist da in dieser Zeit um 50 % eingebrochen. Also, in der Anfangszeit der Pandemie. das war brutal. Mittlerweile hat sich das wieder auf 80 % stabilisiert, denn – und jetzt kommt das, da hast du recht; du hast völlig recht – die Leute haben entdeckt, dass es cool ist, direkt zu beziehen. Und zwar kommt jetzt noch so Nachhaltigkeitsaspekte hinzu. Das ist bei Netflix nicht der Fall, aber die Leute sagen, ich möchte ein bisschen wieder den Direktvertrieb haben. Ich bestelle jetzt nicht mehr bei Amazon, sondern ich bestelle bei dem Verlag direkt, weil ich mittlerweile mitgekriegt habe, dass das für die Verlage besser ist. Verlage haben höhere Margen. Und das merken wir. Also, unser Shop hatte deutlichen Zuwachs seit ungefähr Herbst 2020, merkst du einen richtig starken Anstieg auf einem kontinuierlichen Niveau, was die Direktabverkauf über unseren Shop betrifft.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Das ist natürlich sehr gut! Wie sehen denn jetzt dann eigentlich in diesem Zusammenhang deine Pläne für die nächsten Jahre aus? Hast du da irgendwelche Sachen im Kopf. irgendwelche neuen Formate, die es gilt zu entwickeln oder irgendwelche Bereiche, die deiner Meinung nach umstrukturiert werden müssen?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Ja, also das ist eine Sache, die ich jetzt sehr gut finde. Ich habe am Anfang des Interviews auch davon gesprochen, dass wir nicht nur innerhalb der Lektora uns um die Buchproduktion kümmern. Und jetzt wird das an der Stelle wichtig, denn es gibt noch weitere Bereiche. Wir kümmern uns z.B. Mit der Lektora auch um Literaturvermittlung auf eine andere Art und Weise Wir haben relativ große Workshop Projekte, wo wir halt eben mit jungen Leuten im Regelfall, manchmal auch mit älteren Menschen Poetry Slam machen. Wir haben das Ganze auch ein bisschen erweitert. Wir machen mittlerweile… wir haben mittlerweile breitenkunst-Ansatz und machen Kultur, Vermittlungsprojekte aller Art, teilweise auch Kulturprojekte, die wir erfinden. Also, wir erfinden z.B. Formate und machen es dann zwei, drei Jahre. Testen die dann an und so. Das ist ein Bereich, der bringt uns dann tatsächlich das, wovon wir leben, Wovon ich auch lebe. Wir müssen da gar nicht weiter drüber sprechen, sondern wir bleiben beim Verlag. Ich habe das ganz große Glück, dass meine langjährige Mitarbeiterin seit dem 1.8. – Das ist also ganz frisch seit ein paar Tagen – offiziell den Bereich unseres Verlags, wo es sowohl um die Bücher, die Produktion als auch um den Vertrieb geht, komplett leitet. Das heißt, ich kümmere mich jetzt um die anderen Dinge, die ich mich je schon gekümmert habe. Aber sie hat auch die Verantwortung für den Verlagsbereich. Das heißt, sie macht auch die Programmgestaltung. Ich bin nur noch beratend. Okay, ich bin Beratend. Und das war es an der Stelle.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Ja, aber mit anderen Worten hast dann ja für dich entschieden, dass du vertrauen kannst beziehungsweise Aufgaben und Verantwortung abgeben kannst, um vielleicht an andere Stelle weiter zu skalieren. Jetzt hast du ja über 20 Jahre Erfahrung. Was würdest du eigentlich Gründern, Gründerin oder Starts-Ups überhaupt empfehlen. mit deiner heutigen Sicht der Dinge?
Karsten Strack (Lektora Verlag): Ich finde das übrigens klasse. Ich möchte das aufgreifen, was Du mir in der Vorbereitung zugeschickt hast. Da hast du es so formuliert, was so ein Silberrücken in dieser Branche empfiehlt. Also, ich mag das! Ich würde mich auch als Silberrücken sehen, was auch stimmt, weil mittlerweile mein ursprünglich blondes Haar auch immer grauer wird. Aber tatsächlich 2s ist es so ja, ich würde jungen Gründer*innen, wenn’s um Verlage geht, auf jeden Fall zurufen: wenn ihr das machen wollt, dann wird das im Regelfall nicht so sein, dass ihr da relativ schnell zu einem erklecklichen Reichtum kommt. Was heißt, ihr müsst das schon inhaltlich sehr wollen. Wenn ihr das inhaltlich nicht sehr wollt, werdet ihr wahrscheinlich diese lange Strecke – die es bedarf, um daraus wirklichen Geschäft zu machen – nicht überstehen können. Aber wenn ihr bereit seid, das wirklich inhaltlich zu sehen, dann kann ich nur empfehlen einen Verlag zu machen. Allerdings, jetzt wird’s spannend, wir befinden uns in einem ganzen massiven Strukturwandel. Viele Leute haben das noch gar nicht so gerafft. Der Strukturwandel im Verlagswesen ist krass. So, dadurch das halt eben mittlerweile immer mehr Selfpublishing Tools angeboten werden; noch immer mehr Selfpublishing auch erfolgreich läuft. Und so haben wir eine viel stärkere, viel stärkeren Legitimationsdruck als noch vor 10-15 Jahren. Das heißt, was biete ich als Verlag einer Autorin oder einem Autor, was er nicht selbst bedienen kann. Das ist eine ganz zentrale Fragestellung.
Dennis Kahl (Pecunia Flow ®): Es bleibt also weiterhin spannend. Ja, Karsten! Danke für die interessanten Einblicke zu deinem Unternehmen, dir weiterhin viel Erfolg und vor allem vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast.
Karsten Strack (Lektora Verlag): Ja, ich danke dir für die sehr guten und klugen Fragen. Und du hast ja gemerkt, das waren Fragen, auf die ich dann direkt sehr viel sagen konnte – und ja -, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und ich wünsche dir natürlich auch weiterhin noch viel Erfolg mit deinem Podcast.