Wer kurzfristig Liquidität benötigt, weil zum Beispiel eine Anschaffung getätigt werden soll, der nimmt oft seinen Dispositionskredit in Anspruch. Die Kontoüberziehung ist jedoch recht teuer, denn die Zinsen beim Dispo betragen rund zehn Prozent im Durchschnitt. Es gibt allerdings eine günstigere Alternative, die jedoch kaum bekannt ist, nämlich den sogenannten Abrufkredit. Dieser Kredit, der oft auch als Rahmenkredit bezeichnet wird, wird nicht von allzu vielen Banken angeboten, hat jedoch einige Vorteile.
Worum handelt es sich beim Abrufkredit?
Der Abrufkredit ist ein Darlehen, genauer gesagt ein Kreditrahmen, der zur Verfügung gestellt wird. Dies geschieht allerdings nicht – wie beim Dispositionskredit – auf dem Girokonto, sondern die Bank eröffnet ein separates Kreditkonto, auf dem der Abrufkredit eingeräumt wird. In diesem Punkt funktioniert der Abrufkredit also wie der Dispositionskredit, nämlich indem eine Kreditlinie eingeräumt wird. Diesen Rahmen kann, muss der Kunde aber nicht in Anspruch nehmen. Dies ist ein großer Unterschied zum Ratenkredit, der oftmals ebenfalls als Alternative infrage kommen kann. Die Höhe des Kreditrahmes ist beim Abrufkredit individuell vereinbar, meistens orientieren sich die Banken allerdings am dreifachen monatlichen Nettoeinkommen des Kunden.
Welche Zinsen werden bei einem Abrufkredit berechnet?
Natürlich werden auch bei einem Abrufkredit Zinsen berechnen, jedoch nur dann, wenn der Kreditrahmen auch tatsächlich aktiv genutzt wird. Dies ist eine Gemeinsamkeit mit dem Dispositionskredit. Der Vorteil ist, dass der Kunde – im Gegensatz zum Ratenkredit – nur für den Teil des Kredites Zinsen zahlt, den er auch tatsächlich braucht und nutzt. Der Zinssatz selbst liegt beim Abrufkredit meistens in der Mitte zwischen Raten- und Dispositionskredit. Das bedeutet, dass Sie mit einem Zinssatz von durchschnittlich 5,5 bis 8,5 Prozent rechnen müssen. Abgerechnet wird in der Regel Tag genau, also es werden Zinsen für jeden Tag berechnet, an dem der Rahmen beansprucht wird.
Wie erfolgt die Rückzahlung des Abrufkredites?
Beim Abrufkredit gibt es in der Regel keine feste Rate wie beim Ratenkredit, was die Rückzahlung angeht. Meistens jedoch vereinbaren die Banken eine sogenannte Mindestrückzahlung pro Monat. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass der Kreditnehmer entweder immer mindestens 50 Euro pro Monat zurückzahlen muss oder alternativ zum Beispiel 5% des in Anspruch genommenen Kreditrahmens. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind hier recht vielfältig. Zur Verfügung gestellt wird der Abrufkredit in aller Regel zeitlich unbefristet.
Welche Vorteile hat der Abrufkredit?
Einige Vorteile des Abrufkredites haben wir bereits genannt, möchten diese aber noch einmal explizit in diesem Abschnitt erwähnen. Ein Vorteil ist die Flexibilität, da es sich nicht um einen starren Kreditbetrag handelt, sondern um einen Kreditrahmen. Zudem profitieren Kunden davon, dass der Abrufkredit günstiger als der sehr ähnliche Dispositionskredit ist. Die Zinsen werden nur auf den tatsächlich genutzten Teil der Kreditlinie berechnet, was ebenfalls als Vorteil anzuführen ist. Dies gilt auch für die übliche Mindestrückzahlung, damit zumindest ein Teil der Schulden regelmäßig verringert wird.
Welche Nachteile hat der Abrufkredit?
Ein Nachteil des Abrufkredites zeigt sich im Vergleich mit dem Ratenkredit, nämlich die höheren Zinsen (im Durchschnitt). Wer zum Beispiel ein neues Auto kaufen möchte und dafür 10.000 Euro benötigt, der ist in der Regel mit deinem Ratenkredit besser bedient. Ein weiterer Nachteil kann darin bestehen, dass Abrufkredite in der Regel auf drei Nettomonatsgehälter begrenzt sind. Größere Ausgaben, wie zum Beispiel der Kauf eines Neuwagens, können für gewöhnlich nicht finanziert werden. Zudem sehen es manche Kreditnehmer durchaus als Nachteil an, dass keine feste Rate wie beim Ratenkredit vereinbart wird, sodass die Kreditlinie oft unnötig lange in Anspruch genommen wird, weil es an Selbstdisziplin mangelt.