Experteninterview: Im Gespräch mit Martin Olberg

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Pecunia Flow Unternehmensberatung Dennis Kahl Münster Interview

Die Zahlungsdisziplin in Deutschland lässt weiter nach – zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie 2023 der Coface. Das hat massive Auswirkungen auf die Liquidität. Viele Jahre lang war Factoring ein Geheimtipp; doch das hat sich geändert.

Pecunia Flow: Nach der Krise ist vor der Krise: Unternehmer müssen hinsichtlich des Finanzmanagements umdenken. Factoring als Finanzierungsinstrument steht aktuell hoch im Kurs. Warum überzeugt Factoring gerade jetzt?

Martin Olberg: Besonders in Zeiten in denen sich Banken bei der Kreditvergabe zurückhalten, ist eine bankenunabhängige Finanzierungsform wichtig. Liquiditätsengpässe durch verspätete Kundenzahlungen und Zahlungsausfälle werden durch den Einsatz von Factoring vermieden. Zudem hat Factoring auch positive Auswirkungen auf die Beziehung zu Lieferanten. Wenn diese wissen, dass ein Unternehmen über stabile Finanzmittel verfügt, hat ein Unternehmen möglicherweise die Chance, bessere Lieferkonditionen auszuhandeln.

Pecunia Flow: Factoring wurde häufig als „unsexy“ bezeichnet und galt früher als „Lender of last Resort“. Sind diese Bedenken unbegründet?

Martin Olberg: Factoring ist ein modernes Finanzierungsinstrument und hält in immer mehr Firmen Einzug. Ist es bei einem Unternehmen die Unterstützung durch planbare Liquidität, ist es beim Anderen die Unterstützung im Forderungsmanagement/Mahnwesen/Entlastung der Buchhaltung. Einer der großen Vorteile ist die Flexibilität. Sie kann sowohl für kleine als auch große Unternehmen geeignet sein und ist in verschiedenen Branchen anwendbar. Factoring hat sich damit zu einem Qualitätsmerkmal auf Kundenseite gewandelt; Kunden, die Factoring nutzen können, stellen dies zunehmend auch selbstbewusst heraus.

Preissteigerungen beim Einkauf, Lieferkettenprobleme und längere
Zahlungsziele: Das hat massive Auswirkungen auf die Liquidität.

Martin Olberg

Pecunia Flow: Factoring wird eine bilanzverkürzende Eigenschaft zugesprochen, mit der eine Steigerung der Eigenkapitalquote einhergeht. Was hat es damit auf sich?

Martin Olberg: Im ersten Schritt werden durch den Verkauf der Forderungen aus Lieferung & Leistung an einen Factor diese in liquide Mittel gewandelt. Man spricht hierbei vom bilanziellen Aktivtausch. Im zweiten und entscheidenden Schritt können diese liquiden Mittel zum Beispiel zur Rückführung von kurzfristigen Verbindlichkeiten genutzt werden. Dadurch kommt es zu einer Verkürzung der Bilanz auf der Aktiv- und Passivseite. Das Eigenkapital bleibt unverändert, jedoch erhöht sich die Eigenkapitalquote in Relation zur Bilanzsumme.

Pecunia Flow: Demnach könnten Unternehmen durch den Verkauf Ihrer Forderungen auch in einem M & A Prozess profitieren?

Martin Olberg: Die Inanspruchnahme von Factoring Dienstleistungen hat Einfluss auf verschiedene betriebswirtschaftliche Kennziffern, wie eine verbesserte Barliquidität, ein erhöhter CashFlow, eine Rentabilitätssteigerung durch Kostenreduzierung und die Erhöhung der Eigenkapitalquote. Dies führt in einem M & A Prozess zu einer verbesserten Verhandlungsposition. Für das verkaufende Unternehmen ist es oft essentiell, die Liquidität des Unternehmens zu verbessern. Hier kann mit dem Finanzierungsinstrument Factoring sehr schnell der richtige Hebel gesetzt werden. Aber auch aus Sicht des kaufenden Unternehmens ist die Verwendung von Factoring sinnvoll. Working Capital lässt sich mit den vorhandenen Vermögenswerten (Forderungen) günstiger finanzieren als mit Eigenkapital. Darüber hinaus ist das angestrebte Wachstum bereits umsatzkongruent durchfinanziert.

Pecunia Flow: Müssen alle Debitoren in das Factoring gegeben werden?

Martin Olberg: Wir bieten dem Kunden neben dem Fullservice Factoring (Einbindung aller Debitoren) auch die Möglichkeit mit einem vorab abgestimmten Debitorenportfolio (Ausschnittsfactoring) mit uns zu arbeiten.

Pecunia Flow: Was ist das Besondere beim Factoring mit GRENKE?

Martin Olberg: Wir kommen selbst aus dem Mittelstand und wissen genau, was unsere Kunden bewegt. Dazu zählt zum Beispiel der Verzicht auf den marktüblichen Sicherungseinbehalt von in der Regel 10-20 %. Individuelle, flexible und auf die Kundensituation abgestellte Lösungen, persönlicher Ansprechpartner ab der ersten Minute der Kontaktaufnahme liegen ebenfalls in unserer DNA.

Pecunia Flow: Ihr Ausblick für 2024: Worauf wird es in den nächsten Monaten in der Mittelstandsfinanzierung besonders ankommen?

Martin Olberg: Aufgrund der derzeit schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der bestehenden Unsicherheiten am Markt, steht die Sicherung der Liquidität bzw. der Aufbau weiterer Liquiditätsreserven sowie der Schutz vor Forderungsausfällen weiterhin besonders im Fokus. FAZIT: Factoring ergänzt bestehende Finanzierungsstrukturen sehr gut und macht Kunden unabhängiger von Ihren Hausbanken.

Martin Olberg ist Head of Sales bei der GRENKEFACTORING GmbH, eine
100%ige Tochtergesellschaff der GRENKE AG. Als mittelständisches, bankenunabhängiges
Haus sind sie auf den Ankauf von Forderungen spezialisiert.

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